Bericht: Studentenzentrum der London School of Economics in London

© Dennis Gilbert / View
© Christian Schittich
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Wie »ein bewohnbares Lagerhaus« habe das Saw Swee Hock Student Centre wirken sollen, sagt Sheila O’Donnell – »robust und offen, aber bis ins Detail durchdacht«. Das ist dem Dubliner Architekturbüro O’Donnell + Tuomey gelungen. Und der Detailreichtum des 26-Millionen-Euro-Projekts in der Londoner Sheffield Street erschließt sich am spektakulärsten von außen: Auf einem dreieckigen Grundstück an der Südostecke der Lincolns Inn Fields in Holborn errichtet, ist der achtstöckige Bau ein Musterbeispiel für einfühlsames, standortspezifisches Design.
Weil der Neubau seiner Umgebung nicht das Licht rauben durfte, ist er in steilen Schrägflächen so in sich zusammengefaltet, dass er die Einfallswinkel der Sonne freihält. Er ist damit ganz von der vorgefundenen Umgebung geformt.

Eine der Fassadenlinien bildet von der St. Clement’s Lane aus betrachtet eine exakte Diagonale zwischen der Traufe der Häuserzeile auf der rechten und dem Gehsteig auf der linken Straßenseite. Durchbrochene Abschnitte im Mauerwerk lockern von außen die Optik auf, lassen Licht ins Innere und gewährleisten Sichtschutz für das Fitness-Studio oder die Gebetsräume, die sich dahinter befinden. Das Zentrum ist zudem komplett CO2-neutral und damit das nachhaltigste Universitätsgebäude in London.
 
Nachbarn sind größtenteils Backsteinhäuser aus dem frühen 20. Jahrhundert. Der Baustoff für die Fassade des Studentenzentrums habe daher auf der Hand gelegen, sagt Sheila O’Donnell. Wie kühn, aber keineswegs auftrumpfend der Gesamteindruck ist, zeigt sich besonders schön im Vergleich mit dem geduckten, von Charles Dickens berühmt gemachten »Old Curiosity Shop« an der gegenüberliegenden Straßenecke: Das viktorianische Lädchen und der studentische Neuankömmling wirken wie ungleiche, aber freundliche Gesprächspartner aus verschiedenen Stilepochen. (Alexander Menden)