Tadao Ando fasziniert die Fachwelt von Anfang an durch seinen eigenen unverwechselbaren Stil, der sich durch einen meisterhaften Umgang mit Licht und Material auszeichnet. Formal orientiert sich der Architekt aus Osaka, der seine Kenntnisse überwiegend durch die eigene Anschauung auf Reisen oder das Studium von Fachliteratur bezieht, an der europäischen Moderne. Dabei gelingt es ihm wie kaum einem anderen Gestalter, Prinzipien – und eben  keine formalen Merkmale – der japanischen Tradition in die Gegenwart zu übertragen. Das gilt für die Behandlung von Licht und Schatten ebenso wie für die des Raums, für den Bezug der Häuser zur Natur und das bei Ando wie in der Tradition so wichtige Erlebbarmachen der Jahreszeiten. Das gilt aber auch für die Wegeführung, die bei ihm selten direkt verläuft, sondern den Besucher durch einen gezielten Umweg an das Gebäude heranführt. Vor allem sein ausgesprochenes Gespür für den Raum, das die Abbildungen seiner kleinen Bauwerke erahnen lassen, aber niemals wiedergeben können, verstärken bald das  Verlangen vieler Bewunderer aus dem Westen, Tadao Andos Werk vor Ort zu  erleben. Das trifft auch auf die Kirche des Lichts in Ibaraki zu. 1989 vollendet, beeindruckt diese in Publikationen nicht zuletzt durch ihre zeichenhafte Bildsprache mit dem strahlenden Lichtkreuz und verhilft dem Architekten endgültig zu internationalem Ruhm. An nur wenigen seiner Bauten lassen sich die Gestaltungsmerkmale und Qualitäten dieses Meisters der Reduktion so klar und unmittelbar erfahren wie hier: die einfachen Geometrien, die im Grundriss stets mit Überlagerungen arbeiten und damit räumliche Spannung erreichen, die rigide Abschottung des Innenraums von der lauten Umgebung außen, die meisterhafte Inszenierung des Lichts, die handwerkliche Perfektion in der Ausführung und nicht zuletzt die Inszenierung seines Materials, des Sichtbetons. (CS)