Das wichtigste Instrument des Architekten ist, unabhängig von allen intellektuellen Erwägungen, das Material, aus dem wir unsere Häuser errichten. Auch wenn wir bei jeder Entscheidung stets den Menschen im Mittelpunkt sehen, der davon profitieren soll, bedingt das Material alles. Die zentrale Frage bei meinen Projekten ist immer, welche Materialien zur Verfügung stehen und wie ich ein bestimmtes Material sinnvoll einsetzen kann – egal ob es sich um Lehm oder um lokal vorhandene Hölzer, Bambus oder anderes handelt. Für den Nationalpark von Mali in Bamako zum Beispiel wünschten sich die Auftraggeber zunächst, dass wir einen Pavillon bauen in der Art unserer Lehmbauten in Gando, aber mit hochwertigerer Ausstattung. Nachdem ich jedoch die vorhandenen Felsen im Park gesehen habe, über die man an vielen Stellen steigt, fragte ich mich, ob man diese Steine nicht auch für die Gebäudewände einsetzen könnte. Nach anfänglicher Skepsis gelang es, die Auftraggeber zu überzeugen. Aus den sandsteinartigen Felsen haben wir dann das Material für die Bekleidung der Außenwände geschnitten. Das verleiht den Gebäuden eine mit dem Ort verknüpfte Identität und spart zugleich Kosten. Für die Steinbearbeitung konnten lokale Arbeiter, darunter auch Frauen, beschäftigt werden, da entsprechende handwerkliche Fertigkeiten unter den Bewohnern Malis verbreitet sind. Als die ersten Wände aus dem Boden wuchsen, pilgerten Menschen aus der ganzen Stadt dorthin und die fertigen Gebäude genießen große Akzeptanz. Schließlich beauftragte uns die Aga-Khan-Stiftung mit einem weiteren Projekt in Mali, dem Lehmbau-Museum in Mopti. (Francis Kéré)