Diskussion: Die Planung von Bahnhöfen im Bestand – alte Strukturen, neue Anforderungen

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Viele Bahnhöfe wurden bereits im 19. Jahrhundert erbaut und haben Städte und Dörfer entscheidend geprägt. Ihre ursprüng­liche Bedeutung lässt sich an den oft im­posanten Gebäuden und der prominenten Lage im Stadtgefüge ablesen. In einer Zeit, als die Pferdekutsche das gängige Verkehrsmittel darstellte, galt der Bahnhof mitsamt dem Bahnhofsvorplatz und der Bahnhofsstraße für Reisende als Eingangstor zur Stadt und wurde entsprechend repräsen­tativ gestaltet. Mit der Erfindung des Automobils und der Entwicklung zum Massenverkehrsmittel hat die Bedeutung der Eisenbahn im Laufe der Zeit abgenommen. Eisenbahnstrecken wurden stillgelegt und viele Bahnhöfe verwahrlosten zunehmend, vor ­allem in ländlichen Regionen. Zwar hat in den 1980er-Jahren ein verkehrspolitisches Umdenken zugunsten der Eisenbahn ein­gesetzt, jedoch sind viele der rund 10?000 Bahnhöfe und Haltepunkte in Deutschland weiterhin er­neuerungsbedürftig. Hinzu kommt, dass sich der Eisenbahnverkehr und damit auch die Anforderungen an Bahnhöfe seit dem 19. Jahrhundert massiv verändert haben. Nicht nur die technische Infrastruktur hat sich seitdem von mecha­nischen zu elektronischen Anlagen stark ­gewandelt, auch die Züge sind deutlich schneller geworden und fahren in dichteren Taktfrequenzen. In der Schweiz z.B. gibt es ein fast flächendeckendes S-Bahn-System und im Fernverkehr ist ein 15-Minuten-Takt in Planung. Damit einher geht die gestiegene Mobilität der Gesellschaft ins­gesamt: Galt die Reise mit der Eisenbahn früher als besonderes Ereignis, so ist täg­liches Bahnfahren heute keine Seltenheit mehr. Manche Pendler legen pro Tag sogar mehrere hundert Kilometer mit der Bahn zurück. Wochenendbeziehungen und die stark gestiegene Freizeitmobilität kommen hinzu. (Jochen Schulz)