»Ich möchte, dass du mir ein Zelt brächtest, das so leicht ist, dass ein einziger Mann es in seiner hohlen Hand tragen kann und doch auch groß genug ist, dass es meinen Hof, mein ganzes Heer und Lager aufnehmen kann.«In diesem Wunsch aus einem der Märchen aus »Tausendundeiner Nacht« sind die wesentlichen Eigenschaften des Zelts genannt: Leichtigkeit, Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Bauten aus Netzen, Membranen und Gittern sind nicht Stil oder Epoche in der ­Architekturgeschichte, sondern jahrtausendealte Konstruktionsformen. Bauen mit Zelten bedeutet die Möglichkeit und Notwendigkeit, mit wenig Material und Aufwand ein schützen­des Dach, ein Haus zu errichten. In den Architekturtheorien findet das Zelt kaum ­Erwähnung, obwohl der Zeltbau in seiner jahrtausendelangen Geschichte die Kriterien der Baukunst, der Baukonstruktion und des Handwerks erfüllt. Gottfried Semper nennt allerdings in seinen Theorien zum Ursprung der Baukunst (1851) die textile Technik als eines der vier Grundelemente des Bauens. (Berthold Burkhardt)