Seit 2007 werden am Lehrstuhl für Entwerfen und Holzbau von Prof. Hermann Kaufmann an der TU München in jährlichem Rhythmus studentische Entwurfs- und Bauprojekte in Afrika geplant und realisiert. Im Gegensatz zur üblichen Aufgabenstellung bearbeiten die beteiligten Architekturstudenten keine theoretischen Projekte, sondern erstellen Entwürfe für konkrete Bauaufgaben und wirken darüber hinaus an der Errichtung der entworfenen Gebäude mit.

Das Konzept, in der Architekturlehre theoretische Aufgaben mit praktischer Tätigkeit zu kombinieren, hat zwar eine lange Tradition, nimmt im Lehrbetrieb aber eine Außenseiterrolle ein und wird an den wenigsten Hochschulen und Universitäten in Europa regelmäßig angeboten. In einer Zeit, in der die Arbeitsabläufe im Bauwesen immer abstrakter und komplexer werden, bietet jedoch gerade die Verknüpfung von Studentenentwürfen und einfachen, aber echten Bauaufgaben die Möglichkeit, Architekturstudenten die grundlegenden Zusammenhänge von Entwurf und Umsetzung von Architektur erfahrbar und reflektierbar zu machen. Viel entscheidender aber ist, dass dabei die Gestaltung von Architektur, die in der Lehre allzu oft allein im Vordergrund steht, unmittelbar in gegenseitige Abhängigkeit zu konstruktiven Gesetzmäßigkeiten und ökonomischen und organisatorischen Notwendigkeiten gestellt ist.

Alle studentischen Bauprojekte der TU München in Afrika dienen einem gemeinnützigen Zweck. Seit 2007 sind auf diese Weise zwei Kindergärten, eine Schule und ein Lehrerhaus in Südafrika, eine Handwerksschule in Kenia, ein Buschkrankenhaus in Kamerun und ein Prototyp-Schulhaus in Sambia entstanden. Die Aula einer Schule in Tansania befindet sich momentan im Bau. (Stefan Krötsch)