Essay: Ist das Klassenzimmer noch zeitgemäß?

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© Jörg Hempel
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Wie ein behäbiger Tanker hält sich das Klassenzimmer in deutschen Schulen hartnäckig gegen jegliche inhaltliche und räumliche Veränderung oder gar Infragestellung. Im Laufe der Schulbaugeschichte hat es sich kaum verändert. Nach wie vor sind eine Fläche von 60 bis 70 m2 und die frontale Ausrichtung auf die Tafel sowie die mehr oder weniger starre Möblierung mit Lehrerpult und Schüler­tischen prägende Merkmale des Klassenraums.

Jedoch haben sich die Pädagogik an den Schulen und damit auch die räumlichen Anforderungen in den letzten Jahren stark gewandelt: Die Schüler ­lernen nicht mehr im Gleichschritt, sondern im Mittelpunkt stehen die ­persönliche Entwicklung des einzelnen Kindes und dessen Förderung. Nicht Frontal­unterricht, sondern eigenständiges Lernen mit gegenseitiger Unterstützung und kooperative Projektarbeit bestimmen den Tagesablauf der Schüler. Diese Differenzierung unterschiedlicher Lernsituationen wird im Klassenraum bisher kaum abgebildet. Hinzu kommen Themen wie Inklusion, individuelle Förderung und digitale Medien, mit denen sich Schulen heute auseinandersetzen müssen. 

Eine weitere Herausforderung ist der Wandel von Halbtags- zu Ganztagsschulen beziehungsweise Schulen mit Nachmittagsbetreuung. Damit werden Themen wie Freizeit, Regeneration und Essens­versorgung im Schulalltag verankert und müssen ihren Ort finden – sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer. Somit ist die Schule von reinem Lernort zum lebendigen Haus mit vielfältigen Aktivitäten geworden. (Frank Hausmann)