Pforzheim zählt unter Deutschlands Städten eher zu den Natur- als zu den Architekturschönheiten. Die (wegen ihrer Schmuckindustrie so genannte) »Goldstadt« am Nordrand des Schwarzwalds wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und ihr Zentrum danach autogerecht neu errichtet.

Ein markantes »Tor« zur Nordstadt bildet seit 45 Jahren das neungeschossige Wohnhaus in der Güterstraße 30. Im Volksmund als »Beamtenhochsitz« bekannt, war es 1970 von der Deutschen Bundesbahn für höhere Bahnbeamte errichtet worden. Die Wohnungen waren mit je 90 m2 für die damalige Zeit großzügig bemessen und sind auch heutigen Ansprüchen noch gewachsen. In ästhetischer und energetischer Sicht war das Haus jedoch dringend sanierungsbedürftig: Die Fenster waren undicht, die Außenwände bestanden aus Mantelbetonsteinen mit vorgehängten Asbestzementtafeln. Dazwischen waren lediglich drei Zentimeter Wärmedämmung angebracht.

Aus statischer Sicht besaß das Gebäude hingegen noch ungenutzte Kapazitäten. Die Tragfähigkeit der Betonkonstruktion hätte eine Aufstockung um drei Geschosse erlaubt. Realisiert wurde letztlich nur ein zusätzliches Loftgeschoss, das deutlich höher ist als die übrigen Wohngeschosse und die Propor­tionen des Gebäudes deutlich verbessert hat. Die reduzierte Anmutung der Architektur täuscht indes über die Herausforderungen hinweg, die mit der Sanierung verbunden waren.

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