Nach Abschluss der zweijährigen Sanierungsarbeiten an der Kantonsschule Cleric in Chur nimmt der beiläufige Blick des Passanten das zurückgestutzte Grün der Außenanlagen als einzige Neuerung wahr. Nur dem Fachmann erschließen sich die breiteren Ansichtskanten der Vorsatzschalen an den Gebäudeecken als Hinweis auf die weitgehenden Eingriffe, im Zuge derer die Fassade komplett ausgetauscht wurde.

Die Gebäudestruktur besteht aus einem aufgeständerten, liegenden »Spezialtrakt«, an den auf der Straßenseite die kleinere Aula und rückwärtig der stehende Quader des Klassentraktes anschließen.

Vor dem Anbringen einer Wärmedämmung mussten die an die Ortbetonstruktur angegossenen Betonelemente der gesamten Fassade abgebrochen werden. Neue, um 20 cm Dämmstärke nach außen versetzte Fertigteile übernehmen Fugenbild und Oberflächenstruktur der Originalfassade, sind aber in der Dicke an die heutigen Normen für Betonüberdeckung angepasst. Das geringfügige Anheben der Brüstung bleibt durch feines Austarieren der Proportionen für das Auge unsichtbar. Moderne Holz-Metallrahmen ersetzen die alten Holzfenster in der gleichen filigranen Profilbreite.

Auch in der Schweiz stößt die Moderne der 60er-Jahre nicht auf ungeteilte Gegenliebe. In diesem Fall jedoch wurden die Qualitäten des Bauwerks rechtzeitig erkannt und durch den respektvollen Umgang mit der Substanz für die nächsten Dekaden erhalten