Für den Umbau ihres Mutterhauses hatten die Diakonissen von St. Loup einen Wettbewerb organisiert, der auch bauliche Veränderungen und die teilweise Umnutzung der bestehenden Kapelle vorsah. Daher wurde für die Zeit der Bauarbeiten ein temporärer Sakralbau notwendig. Die Wettbewerbsgewinner traten an den Lehrstuhl Ibois der École Polytechnique Fédérale de Lausanne heran, der am Zusammenspiel von architektonischem Ausdruck, Effizienz und konstruktiver Ausführung von Tragwerken insbesondere aus Holz forscht. Für die Anwendung der Forschungsergebnisse in gebauten Projekten wurde das Start-up-Unternehmen Shel gegründet. In intensiver Zusammenarbeit entstand der Entwurf für die temporäre Kapelle aus gefalteten Brettsperrholzplatten. Die Konstruktion schien geeignet, die verschiedenen Vorgaben, hohe architektonische Qualität, schnelle und einfache Umsetzung und Kosteneffizienz zu erfüllen, denn Raumhülle, Tragwerk und Innenausbau konnten mit einer einzigen Schicht gebaut werden. Zudem integriert die Geometrie Konstruktion, Akustik und Lichtführung in einer einheitlichen Form. Da der Raum an eine traditionelle Kapelle mit Mittelschiff und runder Apsis erinnern soll, ist die Faltung im Grundriss, Riffelungsprofil genannt, leicht gekrümmt. So wird der Raum zum Altar hin komprimiert und vertikal aufgefaltet. Der schrittweise Übergang vom horizontalen zum vertikalen Raum gibt der Kapelle eine klare axiale Ausrichtung zum Altar hin.