2009 veröffentlichte die Wochenzeitung »Die Zeit« eine Karte, auf der die seit 2004 geschlossenen Kirchen in Deutschland ­eingezeichnet waren. Die betroffenen Standorte zogen sich als breites Band durch die Mitte des Landes, von Aachen bis in den Berliner Raum. Im äußersten Norden waren nur wenige und im Süden fast gar keine Kirchen aufgegeben worden. Die einsame Spitzenreiterin in puncto Kirchenschließungen war die Stadt Essen. 18 katholische und drei protestantische Kirchen hatten hier zwischen 2004 und 2009 ihre Pforten für immer geschlossen. Eines der betroffenen evangelischen Gotteshäuser war die Lukaskirche im Westen der Stadt: Baujahr 1961, ein schmuckloser, unspektakulärer Kubus mit flach geneigtem Sattel­dach und frei stehendem Kirchturm im Nordwesten.

Neben der Kubatur des Gebäudes deuteten lediglich die mit farbigen Gläsern ausgefachten, filigranen Betonsteine in der Nord-, West- und Ostfassade auf dessen sakrale Widmung hin. Die Altarwand im Süden war komplett geschlossen. Im Inneren der Kirche waren zwei Funktionen auf ungewöhnliche, aber pragmatische Weise übereinander gestapelt: Das Erdgeschoss diente als ­Gemeindesaal mit Bühne. Zwei Treppen in der Nordwest- und Nordostecke des Gebäudes führten hinauf in den Kirchenraum, der bis unter das Dach reichte. Weiter die Treppen hinauf gelangte man auf eine Orgelempore, die entlang der Nordfassade die komplette Gebäudebreite einnahm. 2008 hatte in der Lukaskirche der letzte Gottesdienst stattgefunden. Wenig später erwarb eine Wohnungsbaugesellschaft aus Gelsenkirchen das Gebäude, um es in einen Ort zum Wohnen und Arbeiten umzubauen.