La Biennale di Venezia 2014: 50 Jahre Kanzlerbungalow – Eine Ikone der deutschen Nachkriegsarchitektur

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Der bekannteste Bau von Sep Ruf (1908?– 1982) ist der Kanzlerbungalow in Bonn, der von 1964 bis 1999 als offizieller Wohnsitz der deutschen Bundeskanzler diente. In einem modernen, moderat dimensionierten Ambiente, das Weltoffenheit und Kulturbewusstsein ausstrahlt, empfing der jeweilige Regierungschef seine Staatsgäste. Mit dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin geriet der Bungalow aus dem Blickfeld und aus dem öffentlichen Bewusstsein. Seit 2009 ist dieser zentrale Ort deutscher Nachkriegsgeschichte für die Öffentlichkeit zugänglich. Damit fand nicht nur Rufs Hauptwerk, sondern auch der Architekt selbst neues Interesse.

Das zeigt sich nicht zuletzt auch beim deutschen Beitrag auf der diesjährigen Architektur-Biennale in Venedig: Die Generalkommissare Alex Lehnerer und Savvas Ciriacidis thematisieren den Kanzlerbungalow als Inbegriff moderner deutscher Architektur. Mit dem von Rem Koolhaas für die Länderpavillons vorgegebenen Thema »Absorbing Modernity: 1914?–2014« liegt das 1964 errichtete Gebäude zudem exakt in der Mitte dieser Zeitspanne.

Am 5. Mai 1964 wurde unter Ausschluss der Presse das Richtfest gefeiert und nach nur einem Jahr Bauzeit erfolgte am 12. November 1964 die Schlüsselübergabe an Ludwig Erhard. Dessen Identifikation mit der Architektur war so stark, dass er bei der Eröffnung erklärte: »Sie lernen mich besser kennen, wenn Sie dieses Haus ansehen, als etwa, wenn Sie mich eine politische Rede halten sehen.«

In Entsprechung zu den beiden Funktionen »Wohnen« und »Begegnen« gliedert sich das Gebäude in zwei quadratische, gegeneinander versetzt angeordnete, eingeschossige Atriumbauten von 20 und 24 Metern Seitenlänge. Der kleinere, niedri­gere, weitgehend mit Klinkermauerwerk ­geschlossene Baukörper enthält die Privaträume des Bundeskanzlers, die auf einen Innenhof mit Schwimmbecken ausgerichtet sind. Im Gegensatz zum introvertierten Wohnbereich öffnet sich der größere und höhere Pavillon, der Empfängen und Besprechungen vorbehalten war, mit geschosshohen, verschiebbaren Glaswänden zum Park. Die fließend angelegten Raumfolgen ließen sich durch Versenk- und Schiebewände verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen anpassen. (Irene Meissner)