DETAILinside: Witthöft & LaTourelle bringen Farbe in die Architektur. Macht Farbe einen Raum automatisch besser?
Rodney LaTourelle: Wenn wir an ­Farbe denken, meinen wir nicht nur leuchtende Farben. Wir berücksichtigen den ganzen Kontext, denn wir sind am gesamten Spektrum interessiert. Farbe wirkt zusammen mit dem Material und interagiert mit dessen Beschaffenheit im Raum. Farbe kann einen Raum optisch vergrößern, ihn strukturieren oder differenzieren.
Louise Witthöft: Bei der Bearbeitung eines Projekts schauen wir immer ­zuerst auf die Architektur, denn daher kommen alle unsere Ideen. Wir verwenden Farben, um einen Raum zu gliedern. Mit unserer Arbeit wollen wir die interessanten Aspekte der ­Architektur hervorheben.

DETAILinside: Zu Beginn der 20er-Jahre plädier­ten Taut und Gropius für den Einsatz von Farbe als Ausdruck einer sozialen Utopie. Kann das Thema Farbe heute noch Gegenstand einer Utopie sein?
LaTourelle: Gute Frage. Damals war Farbe eher die Ausnahme als die Regel. Vor allem Taut hat Utopie und Farbe zusammengebracht. Es ging aber eher darum, Elemente und bestimmte Teile eines Gebäudes zu akzentuieren, Wert auf Vielfalt zu legen und alltägliche Aspekte im gemeinschaftlichen Kontext zu betonen. Heute ist es vielleicht eher das Gegenteil.
Es gibt so viel Information und so viel Farbe. Die momentane ­Situation erfordert es eher, das eigene Leben zu »kuratieren«.
Witthöft: Farbe ist überall, es geht ­also darum, sie in einen Zusammenhang zu stellen?...
LaTourelle: …?und obwohl man davon überflutet wird, einfach zu versuchen, sie wieder wahrzunehmen.