Im Quartier des Bains, Genfs lebhaftem Kunstviertel, zieht ein ungewöhnlicher Baukörper mit steil aufragendem Dach und schimmerndem Rautenmuster die Blicke auf sich – der Erweiterungsbau des Ende Oktober wiedereröffneten Musée d’ethnographie de Genève. Der markante Korpus mit sandfarbener Metallhülle schafft am Schnittpunkt von gründerzeitlicher Blockrandbebauung und Bürobauten jüngeren Datums eine starke Präsenz für das MEG. Das Museum, das über eine der größten völkerkundlichen Sammlungen der Schweiz verfügt, war lange in den beengten räumlichen Verhältnissen eines Schulgebäudes der Jahrhundertwende untergebracht. Mit dem Erweiterungsbau sollte sich die Sammlung zeitgemäß präsentieren und das Museum mit ­erweitertem kulturellen Angebot neu posi­tionieren.

Die Züricher Architekten Graber Pulver gewannen 2008 den Wettbewerb mit einem Entwurf, der die Vorgaben in eine expressive architektonische Geste umsetzt. Diese ist allerdings nur der oberirdische Teil des Gebäudevolumens, da sich ein Großteil der Flächen unter dem neu gestalteten Platz zwischen Alt- und Neubau befindet. Der am Rand des Grundstücks platzierte, spitz aufragende Baukörper mit großem Vordach und schimmernder Hülle aus diagonal verlaufenden Metallstreifen evoziert zahlreiche Bilder. Seine archetypische Dachform und das rautenförmige Muster, das dreidimen­sional gekantet wie geflochten wirkt, erwecken Assoziationen an ein Zelt, eine Hütte aus Flechtwerk oder einen Teppich, der über das Gebäude gelegt ist. Doch sind Konstruktion und Materialwahl – Stahlbeton, Glas, eloxierte Aluminiumpaneele – dezidiert modern.