Es ist ein offenes Geheimnis, dass Martin Luther nicht im »Sterbehaus« am Andreaskirchplatz starb. Sein Lebenskreis schloss sich 1546 jedoch tatsächlich in Eisleben in Sachsen-Anhalt, wo er 1483 geboren wurde. Sowohl das nur 500 Meter entfernte Geburtshaus als auch das nach einem Brand Ende des 15. Jahrhunderts entstandene vermeintliche Sterbehaus gehören heute zum Weltkulturerbe der Unesco. Der preußische Staat erwarb 1863 das Sterbehaus irrtümlich, da ein Chronist zwei Häuser der mit Luther befreundeten Familie Drachstedt verwechselte, und richtete dort eine Gedenkstätte ein.

Im Zuge der Erweiterung des Museums führten die Architekten den Altbau in den Zustand Ende des 18. Jahrhunderts zurück, setzten Substanz und Möblierung instand und ergänzten einen kubischen, zweiteiligen Neubau. Dessen Fassade aus grau-beigen Backsteinen in wildem Verband geht eine harmonische Verbindung mit den alten Mauern ein. Zusammen mit dem historischen Nebengebäude bildet das Ensemble einen geschützten Innenhof aus, in dessen Mittelpunkt eine alte Eiche steht.

?Im ebenerdigen Foyer des Neubaus mit hellen Sichtbetonwänden und geschliffenem Estrich beginnt der museale Rundgang. Darüber hinaus bietet ein großer Saal mit Terrasse Platz für Sonderausstellungen. Von dort führt ein ­schmaler, mit Holzlamellen verkleideter Übergang in den Altbau, wo sich die hellen Gewölbe der historischen Räume mit der Intimität dunkler Holzvertäfelungen abwechseln.