Verwitterungsmuster an den gewaltigen Festungsmauern von Valletta dienen Renzo Piano als Inspiration für die Kalksteinfassade des neuen Parlamentsgebäudes von Malta. Seine Wandflächen sind an den Gebäudekanten glatt und erhalten im Inneren eine reliefartige, für Naturstein ungewöhnlich plastische Textur. Sie wirkt zufällig und natürlich, folgt aber den Gesetzen der Geometrie: Alle Fassaden beruhen auf einem Modul von 100 x 50 cm.

Von der äußersten, glatten Fassadenebene treppt sich das Relief in bis zu vier Stufen von je 12 cm nach innen, wo es durch Fensteröffnungen durchbrochen wird. So macht das Muster auch die dahinterliegende Nutzung ablesbar: Kleine, abgetreppte Felder verweisen auf die Loungebereiche in den Gebäudeecken unter dem fensterlosen Plenarsaal, über die gesamte Fläche durchbrochene Fassaden auf dahinterliegende Büros. Auffällig sind die von der Vertiefung ausgesparten, rautenförmigen Stifte, die wie perspektivisch verzerrte Balkenköpfe schräg aus dem Relief ragen. Sie sind nicht nur Ornament, sondern dienen auch der Verschattung der dahinterliegenden Glasflächen.