Der Riese Finn MacCool, seines Zeichens Jäger und Krieger, wollte trockenen Fußes von Nordirland nach Schottland gelangen, um dort seinen Widersacher Benandonner zu bekämpfen. Also warf er gigantische Steinbrocken von den Klippen ins Meer und erschuf einen gepflasterten Pfad – den Giant’s Causeway.

Die Iren lieben Legenden und so verwundert es nicht, dass sie eine mystische Geschichte ersannen, um die so erstaunlich geometrischen Felsformationen aus meist hexagonalen, nahezu fugenlos angeordneten Basaltsteinen an der nordirischen Antrim-Küste zu erklären. Lange Zeit zerbrachen sich Wissenschaftler den Kopf über deren Entstehung und kamen zu der Erkenntnis, dass nicht Menschenhand, sondern Temperaturverschiebungen vor rund 60 Millionen Jahren den Lavastrom in die eigenwillig erstarrte Form brachten.

Ganz im Sinne MacCools griffen die Architekten mit beherzter Geste in die Unesco-Welterbestätte ein und schnitten zwei geknickte Linien ins Gelände; sie hoben eine Ecke an, schoben das Besucherzentrum darunter und senkten die andere ab, um Parkplätze zu schaffen. Dazwischen führten sie eine Grasrampe direkt zum Kamm. Das behutsam in die Landschaft eingebettete Bauwerk lässt die Sicht auf die Küste von zertifizierter »außerordentlicher Naturschönheit« frei und fügt sich dank Grasdach und Basaltsteinfassade fast unsichtbar ins Gelände. Zusammen mit dem Bauherrn, dem »National Trust«, und den Spezialisten der ausführenden Firmen entwickelten sie im wahrsten Sinne des Wortes »Stein für Stein« das architektonische »Entrée« zum Welterbe.