Herzog & de Meuron und Ricola – dieses Gespann hat die Schweizer Industriekultur schon um so manches Vorzeigebauwerk bereichert. Nach 15-jähriger Pause haben die beiden Unternehmen ihrer Kooperation nun ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Das neue Kräuterzentrum am Ortsrand von Laufen bei Basel ist Europas bis dato vermutlich größter Lehmbau und überdies ein passendes Symbol für die Unternehmenswerte des Bauherrn: Beständigkeit, Heimatverbundenheit und Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Umwelt. Zugleich überführt die Konstruktion, die die Architekten gemeinsam mit dem Vorarlberger Lehmbauexperten Martin Rauch entwickelten, eine der ältesten Bauweisen der Welt in die Ära des Systembaus und der Vorfertigung.

666 Wandtafeln aus Stampflehm, jede bis zu fünf Tonnen schwer, bilden die Außenmauern des Bauwerks. Ihre Massivität mag für einen Industriebau überraschen, ermöglicht im Gebäudeinneren jedoch ganzjährig relativ konstante Klimabedingungen für die Lagerung jener Zutaten, aus denen der Bauherr traditionell seine »Schweizer Kräuterzucker« herstellt.

An den physikalischen Eigenschaften des Baumaterials orientieren sich zahlreiche Details der Gebäudehülle – von der eigenwilligen Rundform der Fenster bis zu dem minimalen Dachüberstand, der die Lehmwände vor Auswaschung schützen soll. Im Inneren des Lehmkubus freilich dominiert die Logik linearer Betriebsabläufe, kurzer Wege und weitestgehender Flexibilität. Sie beginnt schon Millimeter hinter den Außenwänden, wo ein wuchtiges Stahlbetonskelett das Gebäude gegen Windlasten und Erschütterungen durch Erdbeben stabilisiert.