In wohl kaum einer anderen Metro­pole als Tokio gibt es eine derart schnelllebige, florierende Shoplandschaft. Hat sich das Konsumverhalten in Japan in der letzten Dekade aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Bedingungen auch drastisch gewandelt und ist es in vielen Bereichen durch den auf Effizienz im Verkaufsprozess ausgerichteten Onlinesektor beeinflusst, so sind bestimmte Muster doch gleich geblieben:

Verpackung und Produktpräsentation nehmen noch immer einen zentralen Stellenwert ein — der Grund dafür ist in historischen Traditionen zu finden, die Teil des kulturellen Selbstverständnisses Japans sind. Während der Hochblüte des japanischen Wirtschaftsaufschwungs in der Nachkriegszeit ist eine Vielzahl von Warenhäusern entstanden, welche Qualität und Präsentation eines Produkts als gleichwertig ansahen. Hauseigene Designabteilungen mit angeschlossenen Ausstattungsfirmen, wie zum Beispiel im Falle von Mitsukoshi, verfeinerten die Produktpräsentationen auf hohem handwerklichem Niveau. Personal mit ausgesprochener Kunden­orientierung und aufwendige Ver­packungsrituale ergänzten den Anspruch, ein außergewöhnliches Einkaufserlebnis zu bieten.

Seit Mitte der 90er-Jahre suchte ­eine Vielzahl von ausländischen Modelabels den Weg in die japanische Metropole. Herausragende Bauten von SANAA (Dior), Aoki (Vuitton), ­­Herzog & de Meuron (Prada), Piano (Hermes), Ito (Tod’s), um nur einige wenige zu nennen, erweiterten aufgrund ihrer architektonischen Prägnanz die Bedeutung vor allem in den öffentlichen Raum. Die traditionell ­bereits von großen Warenhausketten geprägte Ginza als auch das neue Viertel entlang der Omotesand? Dori wurden so zum Ausdruck einer modernen Konsum- und Lifestyle-Kultur. In diesem Umfeld fallen aktuell drei Ladenprojekte auf: Sie zelebrieren die Verschmelzung von Produktpräsentation und architektonischem Konzept. (Kurt Handlbauer)