Die berühmteste Postkarte von München zeigt die Stadtsilhouette vor den schneebedeckten Alpen. Doch nur die wenigsten Münchner genießen einen Bergblick direkt aus dem Wohnzimmer – Wohnungen, die die Dachlandschaft über dem fünften Geschoss überragen, sind Mangelware. Im Süden sind auf dem ehemaligen Siemens-Areal fünf neue 16-geschossige Wohntürme innerhalb einer Blockrandbebauung entstanden. Bereits 1954 wurden unweit mit den zwei »Sternhochhäusern« von Emil Frey die ersten Wohntürme Süddeutschlands gebaut – mit Gegensprechanlage, Müllabwurf und Balkon oder Loggia für jede Wohnung.

Die neuen Wohntürme sollen durch fünfeckige Gebäudegrundrisse bereits durch den Bebauungsplan eine unkonventionelle Architektur garantieren. Hierl Architekten gewinnen den Wettbewerb für einen der Türme, obwohl sie von diesen Vorgaben abweichen: Der fast quadratische Grundriss des »Isarbelle«-Hochhauses mit geschwungener Fassade bietet einen umfassenderen Ausblick und funktionalere Grundrisse. Die spiralförmige Anordnung von Erkern und Aussichtskanzeln verleiht dem Wohnturm nicht nur sein unverwechselbares Erscheinungsbild, sondern bietet jeder der 68 Wohnungen einen windgeschützten Freibereich und einen ganz persönlichen Blick »um die Ecke« – teilweise auch über die Isar auf die Alpen.

Noch vor Baubeginn sorgt allein das Rendering auf dem Bauschild für eine überraschend hohe Nachfrage und veranlasst die konkurrierenden Investoren der Nachbartürme, ihre Grundrisse zu überarbeiten und die scharfen Gebäudekanten abzurunden.