Sie gehören zu den faszinierendsten Bauten des 19. Jahrhunderts und führen in der klassischen Architekturgeschichte doch eher ein Schattendasein: die filigranen Gewächshäuser aus Eisen und Glas, deren Form und Gestalt sich einzig aus den funktionalen und technischen Notwendigkeiten herleiten.

Neue Konstruktionsmethoden und formale Innovationen, die später zu Grundlagen der modernen Architektur werden, kommen bei diesen frühen Zeugnissen des industrialisierten Bauens erstmals zum Tragen. Denn völlig unbelastet von den Konventionen der damaligen Architektur und von Fragen des Stils können deren Erbauer – meist Gärtner und Ingenieure – mit ungewöhnlichen Materialkombinationen sowie den gerade erst entstandenen Möglichkeiten der Vorfertigung, aber auch mit einer bis dahin unbekannten Ästhetik experimentieren. Und auch die Bauvorschriften lassen bei diesen reinen Zweckbauten für Pflanzen, die zunächst nicht für den dauerhaften Aufenthalt von Menschen bestimmt sind, deutlich mehr Spielraum zu.

Diese Voraussetzungen, gepaart mit den gerade erst eingeführten industriellen Herstellungsmethoden von Eisen und Glas, führen in einer Zeit, als immer mehr exotische Pflanzen aus den Kolonien nach Europa kommen und beim Adel wie auch bei wohlhabenden Privatleuten das Bedürfnis entsteht, diese zu züchten und auszustellen, zu bis dahin unbekannten Räumen. (Christian Schittich)

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